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Warum Ihre ABC-Analyse von gestern für die Probleme von morgen blind ist

Von Fabian Heinrich
September 3, 2025
Warum Ihre ABC-Analyse von gestern für die Probleme von morgen blind ist

3 Uhr nachts, Montagmorgen. Das Telefon reißt Sie aus dem Tiefschlaf. Am anderen Ende die panische Stimme Ihres Werkleiters: "Produktionsstopp. Wir haben keine Sensoren mehr." Sensoren? Sie greifen nach Ihrem Laptop und öffnen die ABC-Analyse. Dort stehen sie: Klassifiziert als unwichtige C-Artikel. 15 Euro Stückpreis, gerade einmal 0,02% vom gesamten Einkaufsvolumen. Wie können 15-Euro-Teile eine 50-Millionen-Euro-Produktion zum Stillstand bringen?

Die Antwort ist so simpel wie erschreckend: Ihre ABC-Analyse arbeitet mit den Prioritäten von gestern, während die Welt von heute nach völlig anderen Regeln spielt. Was in Ihren Systemen als "unwichtig" klassifiziert ist, kann über das Überleben Ihres Unternehmens entscheiden.

Viele traditionellen ABC-Analysen scheitern darin, kritische Lieferkettenunterbrechungen vorherzusagen. Das Problem? Diese Systeme wurden für eine Welt entwickelt, die es nicht mehr gibt, eine Welt stabiler Märkte, vorhersehbarer Risiken und linearer Entwicklungen.

In den nächsten acht Minuten zeigen wir Ihnen, warum traditionelle ABC-Analysen zur Karriere-Bedrohung werden und was Sie sofort tun können, um Ihren Einkauf zukunftssicher zu machen.

Der Blindflug: Wie "Gestern-Logik" Sie ins zurück hält

Das 70/20/10-Fossil aus den 1960ern

Die ABC-Analyse basiert auf dem Pareto-Prinzip, entwickelt in den 1960er Jahren für eine Welt stabiler Märkte und vorhersehbarer Entwicklungen. Das 70/20/10-Schema funktionierte damals perfekt: A-Artikel (70% des Werts, 10% der Teile), B-Artikel (20% des Werts, 20% der Teile), C-Artikel (10% des Werts, 70% der Teile).

Aber hier liegt ein blinder Fleck: Diese Logik geht von einer konstanten Welt aus. Eine Welt, in der sich Prioritäten langsam und vorhersehbar ändern. Eine Welt, die es nicht mehr gibt.

Nehmen wir ein konkretes Beispiel aus der Automobilindustrie: Mikrochips machten 2019 gerade einmal 0,3% des gesamten Einkaufsvolumens eines durchschnittlichen OEMs aus, klassische C-Artikel. 2021 legten genau diese "unwichtigen" Komponenten die gesamte Branche lahm. Volkswagen musste die Produktion in mehreren Werken für Wochen einstellen, Mercedes-Benz reduzierte die Fahrzeugproduktion um 15%, und Ford verschob Auslieferungen von über 100.000 Fahrzeugen.

Der Schaden? Allein in Deutschland gingen viele Milliarden Euro Wertschöpfung verloren.

Die wertbasierte Klassifizierung ignoriert systemische Abhängigkeiten völlig. Ein 5-Euro-Chip kann wichtiger sein als ein 500-Euro-Motor, wenn ohne ihn gar nichts funktioniert. Doch traditionelle ABC-Analysen sehen nur den Preis, nicht die Konsequenz des Ausfalls.

Excel-Update alle drei Monate? Märkte ändern sich stündlich

Hier offenbart sich der zweite blinde Fleck: die Geschwindigkeit der Anpassung. Einige deutschen Unternehmen aktualisieren ihre ABC-Klassifizierung nur quartalsweise. Manche sogar nur jährlich.

Während Sie noch mit Q2-Daten arbeiten, schwanken Rohstoffpreise täglich um 10-15%.

Ein plastisches Beispiel: Der Nickelpreis explodierte im März 2022 binnen 24 Stunden um 250%, von 29.000 auf 101.365 Dollar je Tonne. Unternehmen, deren ABC-Analyse Nickel-haltige Komponenten als C-Artikel führte, erlebten über Nacht einen Kostenschock. Tesla musste temporär die Preise für das Model 3 um 8% erhöhen. Andere Hersteller stoppten komplette Produktlinien.

Das Problem: Bis zur nächsten quartalsweisen ABC-Aktualisierung waren bereits Millionenschäden entstanden.

Aber es geht nicht nur um Preisschwankungen. Geopolitische Ereignisse, Naturkatastrophen oder Pandemien können die Kritikalität von Komponenten über Nacht verändern. Die traditionelle ABC-Analyse reagiert wie ein schwerfälliger Tanker, zu langsam für die heutige Welt

Vergleichstabelle zwischen traditioneller und moderner ABC-Analyse: Unterschiede in Evaluationslogik, Update-Frequenz, Datenquellen, Risikofaktoren, Krisenreaktion und Integration.
Abbildung 1: Vergleichstabelle zwischen traditioneller und moderner ABC-Analyse: Unterschiede in Evaluationslogik, Update-Frequenz, Datenquellen, Risikofaktoren, Krisenreaktion und Integration.

Die eindimensionale Sichtweise: Nur der Preis zählt?

Der dritte blinde Fleck: traditionelle ABC-Analysen betrachten ausschließlich den monetären Wert. Was sie nicht sehen:

Lieferantenkonzentration: 90% Ihrer "unwichtigen" C-Artikel kommen aus einer Region? Geopolitisches Risiko.

Umweltauflagen: CO₂-Steuer macht "billige" Teile über Nacht teuer.

Technologie-Abhängigkeiten: Alte Chip-Generationen werden kritisch, wenn neuere nicht verfügbar sind.

Substitutionsrisiko: Gibt es Alternativen oder sind Sie von diesem einen Lieferanten abhängig?

Die Zukunft ist schon da und sie spielt nach anderen Regeln

Geopolitik schreibt Ihre ABC-Liste neu

Die Welt wird multipolarer, fragiler, unvorhersehbarer. Laut Deloitte's 2023 Global CPO Survey haben 43% der Chief Procurement Officers bestätigt, dass Procurement-bezogene Risiken "significantly increased" haben, verglichen mit nur 20% in 2021. Zusätzlich berichten 70% der CPOs von erhöhten supply chain disruptions in den letzten 12 Monaten.

Eine BCG-Analyse zeigt: Geopolitische Risiken werden zunehmend zu einer der Hauptursachen für Lieferkettenunterbrechungen. Ihre ABC-Analyse berücksichtigt geografische Risiken aber überhaupt nicht.

Klimawandel macht Ihre Pläne zunichte

Der Klimawandel ist nicht nur ein Umweltthema, er ist ein Geschäftsrisiko. Und zwar ein unmittelbares.

Konkrete Bedrohungen, die gerade passieren:

Panama-Kanal: Die anhaltende Dürre hat den Wasserspiegel stark gesenkt, wodurch weniger Schiffe passieren können. Transportzeiten verlängern sich erheblich und Kosten steigen.

Rhein-Niedrigwasser: 2022 war der Pegel so niedrig, dass Frachter nur teilweise beladen werden konnten. Die Transportkosten für Massengüter stiegen dramatisch.

Extremwetter: Wintersturm Uri legte 2021 Texas lahm. Petrochemische Anlagen stoppten die Produktion. Kunststoff-Rohstoffe wurden knapp, Preise verdreifachten sich.

Ihr Problem: Ihre ABC-Analyse berücksichtigt Klimarisiken nicht. Sie klassifiziert einen Kunststoff-Grundstoff als C-Artikel, weil er billig ist, ignoriert aber, dass er nur in einer klimarisikogebiet hergestellt wird.

ESG wird zum Compliance-Killer

Environmental, Social und Governance-Kriterien sind nicht mehr nur "nice to have", sie werden zur rechtlichen Verpflichtung. Und das verändert die Bewertung Ihrer Komponenten fundamental.

CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) tritt 2026 vollständig in Kraft. Produkte aus Ländern mit niedrigen CO₂-Standards werden mit einer Steuer belegt. Dies kann traditionell "billige" Komponenten aus bestimmten Regionen erheblich teurer machen.

CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) zwingt Sie, die gesamte Lieferkette auf Nachhaltigkeit zu prüfen. Konsequenz: Komponenten von nicht-compliant Lieferanten werden zum Reputationsrisiko, unabhängig vom Preis.

Die KI-Revolution ordnet alles neu

KI verändert nicht nur, wie wir arbeiten sie verändert, was wichtig ist. Komponenten, die gestern unwichtig waren, werden durch KI plötzlich systemkritisch.

Beispiele für den KI-getriebenen Wandel:

Sensoren: Für autonomes Fahren braucht ein Auto über eine Vielzahl verschiedene Sensoren. Früher waren das 5-Euro-C-Artikel. Heute? Ohne sie fährt das Auto nicht autonom und ist damit unverkäuflich.

Hochleistungs-Chips: KI-Training benötigt spezialisierte Prozessoren. NVIDIA-Chips, die früher Nischenbedarf waren, sind heute extrem teuer und schwer verfügbar.

Batterierohstoffe: Lithium, Kobalt, Nickel waren C-Artikel. Durch die E-Mobilitätswende explodiert die Nachfrage.

Das Problem: Technologie-Trends sind in Ihrer historischen ABC-Logik nicht abgebildet. Sie kaufen für die Vergangenheit ein, während die Zukunft andere Komponenten braucht.

ABC-Analyse 4.0: Wie intelligente Systeme Sie vor der Katastrophe retten

Real-Time statt Rückblick

Die Lösung liegt nicht in häufigeren Updates der alten Logik, sie liegt in einem fundamentalen Paradigmenwechsel. ABC-Analyse 4.0 bedeutet kontinuierliche, automatisierte Neubewertung basierend auf Live-Daten aus dutzenden Quellen.

Das neue Paradigma funktioniert so:

Kontinuierliche Marktüberwachung: Preisdaten, Verfügbarkeitsinformationen und Risikomeldungen fließen in Echtzeit ins System. Wenn der Nickelpreis um 50% steigt, werden alle nickelhaltigen Komponenten automatisch höher klassifiziert.

Geo-Intelligence: Satellitendaten, Wettermeldungen und geopolitische Analysen bewerten kontinuierlich die Risiken Ihrer Lieferregionen. Trocknet der Panama-Kanal aus? Alle Komponenten, die über diese Route kommen, werden als risikobehafteter eingestuft.

Supplier Health Monitoring: KI überwacht die Finanzstabilität, Cyber-Sicherheit und Compliance-Status Ihrer Lieferanten. Verschlechtert sich die Bonität eines Lieferanten, steigen alle seine Komponenten in der Kritikalität.

Beispiel: Das System erkennt, dass Ihr C-Artikel-Lieferant in Taiwan steht, die geopolitischen Spannungen steigen, und gleichzeitig die Nachfrage nach Halbleitern anzieht. Ergebnis: Automatische Warnung drei Monate bevor es zu Engpässen kommt. Sie haben Zeit zu reagieren, statt überrascht zu werden.

Multi-dimensionale Intelligenz

Die zweite Revolution: Weg von der eindimensionalen Wertbetrachtung hin zu einem 360-Grad-Risikoprofil. Moderne ABC-Analyse berücksichtigt fünf Dimensionen gleichzeitig:

1. Traditioneller Wert (wie bisher): Einkaufspreis × Menge = Anteil am Gesamtvolumen

2. Risiko-Score:

  • Lieferantenkonzentration (Single Source = hohes Risiko)
  • Geografische Konzentration (>70% aus einer Region = Risiko)
  • Geopolitische Stabilität der Lieferregionen
  • Cyber-Sicherheits-Rating der Lieferanten
  • Finanzstabilität der Supply Base

3. ESG-Impact:

  • CO₂-Fußabdruck der Komponente
  • Compliance mit CBAM, CSRD, LkSG
  • Soziale Standards der Lieferanten
  • Circular Economy-Potenzial

4. Technologie-Relevanz:

  • Zukunftsbedeutung der Komponente (KI, Elektromobilität, etc.)
  • Innovationspotenzial
  • Technologie-Roadmap-Fit

5. Substitutionsrisiko:

  • Verfügbarkeit von Alternativen
  • Umstellungskosten auf andere Lieferanten
  • Time-to-Market bei Lieferantenwechsel

Das Ergebnis: Statt A/B/C gibt es jetzt eine mehrdimensionale Klassifizierung wie "A-Wert, C-Risiko, B-ESG, A-Tech, C-Substitution". Das gibt ein viel realistischeres Bild der tatsächlichen Kritikalität.

Predictive Analytics: Der Blick in die Kristallkugel

Der dritte Gamechanger: KI erkennt Patterns, die Menschen übersehen. Machine Learning-Algorithmen analysieren Millionen von Datenpunkten und identifizieren Zusammenhänge, die für menschliche Analysten unsichtbar sind.

Konkrete Beispiele:

Korrelationsanalyse: Das System erkennt, dass Lithiumpreise immer 6-8 Wochen nach politischen Spannungen in Südamerika steigen. Wenn CNN über Proteste in Chile berichtet, warnt Sie das System vor steigenden Batteriekosten.

Seasonal Pattern Recognition: KI lernt, dass bestimmte Elektronikkomponenten vor chinesischen Feiertagen knapp werden – nicht wegen der Feiertage selbst, sondern weil andere Unternehmen dann verstärkt kaufen.

Supplier Behavior Prediction: Machine Learning analysiert das Verhalten Ihrer Lieferanten: Lieferzeiten, Qualitätsschwankungen, Preisanpassungen. Das System erkennt, wenn ein Lieferant in Schwierigkeiten gerät – oft Monate bevor es offiziell wird.

Cross-Industry Intelligence: KI verbindet Ereignisse in anderen Branchen mit Ihrem Einkauf. Boom bei Elektroautos → Engpass bei Batterierohstoffen → Ihre Industriebatterien werden teurer. Das System sagt Ihnen das vorher, nicht nachher.

Der konkrete Nutzen: 6-12 Monate Vorsprung vor kritischen Entwicklungen. Zeit, um alternative Lieferanten zu qualifizieren, Bestände aufzubauen oder Preise abzusichern.

Event-driven Klassifizierung

Der vierte Baustein: Automatische Anpassung bei Krisen. Traditionelle ABC-Analysen sind statisch, sie reagieren nicht auf Ereignisse. Intelligente Systeme passen sich automatisch an veränderte Umstände an.

Konkrete Trigger-Events:

Geopolitische Krisen: Ukraine-Krieg → alle Komponenten aus der Region werden automatisch höher klassifiziert. Taiwan-Konflikt → Halbleiter-Reclassification in Echtzeit.

Naturkatastrophen: Erdbeben in Japan → alle Komponenten aus der betroffenen Region werden als risikoreich markiert. Hurricane in Texas → petrochemische Rohstoffe steigen in der Priorität.

Regulatorische Änderungen: Neue EU-Verordnung tritt in Kraft → alle betroffenen Komponenten werden automatisch auf Compliance-Risiken überprüft.

Supplier-Events: Lieferant meldet Insolvenz an → alle seine Komponenten werden sofort als kritisch eingestuft. Cyber-Angriff auf Lieferanten → Risiko-Bewertung aller seiner Komponenten steigt.

Ihr Vorteil: Keine manuellen Updates mehr. Kein Verschlafen von Krisen. Das System reagiert schneller als jeder Mensch.

Integration statt Isolation

Der fünfte Erfolgsfaktor: Schluss mit Excel-Chaos. Moderne ABC-Analyse ist nahtlos in Ihre bestehenden Systeme integriert.

Die Integration umfasst:

ERP-Systeme: Direkte Verbindung zu SAP, Oracle, Microsoft Dynamics. Klassifizierungen werden automatisch synchronisiert. Purchase Orders berücksichtigen automatisch die aktuelle Risikobewertung.

Supplier Management: Anbindung an Ihr SRM-System. Lieferantenbewertungen fließen direkt in die ABC-Klassifizierung ein.

Market Intelligence: Verbindung zu Bloomberg, Reuters, S&P für Echtzeit-Marktdaten. Preisschwankungen werden sofort berücksichtigt.

Compliance-Systeme: Integration mit ESG-Bewertungsplattformen, Sanktionslisten, Sustainability-Datenbanken.

Business Intelligence: Dashboards und Reports für Management, Controlling, Compliance. Alle arbeiten mit denselben Daten.

Das Ergebnis: Eine einheitliche, immer aktuelle Datenbasis für alle Entscheidungen. Keine Medienbrüche, keine Versionskonflikte, keine manuelle Pflege.

Automatisierte ABC-Klassifizierung in der Praxis

Moderne Procurement-Plattformen wie Mercanis zeigen bereits heute, wie automatisierte ABC-Analyse aussehen kann. Statt manueller Excel-Listen erfolgt die Klassifizierung von Lieferanten und Artikeln automatisch in der Plattform basierend auf dem Spend-Volumen.

Lieferanten werden automatisch segmentiert, von strategischen A-Partnern bis zu C-Lieferanten. Diese Klassifizierung fließt direkt in Analytics-Dashboards ein, in denen Einkaufsteams gezielt nach A-, B- oder C-Kategorien filtern können. Der Vorteil: Statt quartalsweiser manueller Überprüfung erfolgt die Neubewertung kontinuierlich basierend auf aktuellen Transaktionsdaten.

Solche integrierten Lösungen zeigen den Weg auf: weg von isolierten Analysen hin zu durchgängigen, datengetriebenen Entscheidungsprozessen. Die Klassifizierung wird vom zeitaufwändigen Reporting-Exercise zum automatisierten Intelligence-Layer, der strategische Entscheidungen unterstützt.

Screenshot des Mercanis-Tools mit Lieferantenübersicht und Tier-Auswahl, um Supplier nach Relevanz und Ebene im Netzwerk zu kategorisieren.
Abbildung 2: Screenshot des Mercanis-Tools mit Lieferantenübersicht und Tier-Auswahl, um Supplier nach Relevanz und Ebene im Netzwerk zu kategorisieren.

Der Implementierungs-Fahrplan: Von blind zu brilliant in 90 Tagen

Phase 1: Daten-Fundament schaffen (Woche 1-4)

Schritt 1: Datenqualität analysieren Bevor Sie intelligente Algorithmen einsetzen können, müssen Sie wissen, womit Sie arbeiten.  

Konkrete Aufgaben:

  • Vollständigkeit der Stammdaten prüfen (Lieferanten, Artikel, Preise)
  • Duplikate identifizieren und bereinigen
  • Kategorisierung harmonisieren
  • Fehlende Informationen ergänzen

Schritt 2: Externe Datenquellen integrieren Die wichtigsten Quellen für moderne ABC-Analyse:

  • Marktpreis-Datenbanken (Bloomberg, S&P, Commodity-Börsen)
  • Risiko-Bewertungen (Coface, Euler Hermes, Political Risk Services)
  • ESG-Ratings (MSCI, Sustainalytics, EcoVadis)
  • Geopolitische Analysen (Oxford Analytica, Stratfor)

Schritt 3: Quick-Win identifizieren Parallel zur Datenvorbereitung können Sie bereits die größten Blind Spots in Ihrer aktuellen ABC-Liste identifizieren:

  • C-Artikel mit Single-Source-Lieferanten
  • Komponenten mit >70% geografischer Konzentration
  • Artikel aus politischen Risikogebieten
  • Legacy-Komponenten mit wenigen Ersatzteilquellen

Ergebnis nach 4 Wochen: Bereinigte Datenbasis und Liste der Top-20-Risiko-Komponenten.

Phase 2: Pilot-Implementierung (Woche 5-8)

Smart Start mit einer kritischen Produktkategorie Wählen Sie für den Pilot eine Kategorie mit hohem Lernpotenzial:

  • Genügend komplex, um das System zu testen
  • Nicht so kritisch, dass Fehler das Geschäft gefährden
  • Hohes Optimierungspotenzial

Parallelbetrieb: Alt vs. Neu Lassen Sie für vier Wochen beide Systeme parallel laufen:

  • Traditionelle ABC-Analyse wie gewohnt
  • Neue, multidimensionale Bewertung
  • Täglich vergleichen, welches System bessere Prognosen liefert

Messung der Vorhersagegenauigkeit Definieren Sie klare KPIs:

  • Anzahl korrekt prognostizierter Engpässe
  • Reaktionszeit auf Marktveränderungen
  • Reduktion von Emergency-Beschaffungen
  • Kosteneinsparungen durch bessere Timing

Ergebnis nach 8 Wochen: Beweis, dass das neue System funktioniert, und erste messbare Verbesserungen.

Phase 3: Rollout & Skalierung (Woche 9-12)

Unternehmensweite Einführung Basierend auf den Pilot-Erfahrungen rollen Sie das System sukzessive aus:

  • Woche 9: Zweite Produktkategorie
  • Woche 10: Dritte Kategorie
  • Woche 11: Kompletter Rollout für Standard-Komponenten
  • Woche 12: Integration kritischer Ersatzteile

Training der Einkaufsteams Der wichtigste Erfolgsfaktor: Ihre Mitarbeiter müssen das neue System verstehen und akzeptieren.

Schulungsinhalte:

  • Wie funktioniert multidimensionale Bewertung?
  • Interpretation der neuen Klassifizierungen
  • Umgang mit automatischen Alerts
  • Eskalationsprozesse bei kritischen Änderungen

Change Management durch Erfolge Menschen akzeptieren Veränderungen, wenn sie deren Nutzen sehen:

  • Teilen Sie frühe Erfolge transparent
  • Zeigen Sie konkrete Kosteneinsparungen
  • Dokumentieren Sie verhinderte Engpässe Feiern Sie Team-Erfolge

Die drei kritischen Erfolgsfaktoren:

1. Leadership-Commitment Die Geschäftsführung muss hinter der Transformation stehen. Ohne C-Level-Support scheitern die meisten Digitalisierungsprojekte im Einkauf.

2. Datenqualität Das beste KI-System nutzt nichts mit schlechten Daten. "Garbage in, garbage out" gilt besonders für Machine Learning-Algorithmen.

3. User-Adoption Die beste Technologie nutzt nichts, wenn Ihre Mitarbeiter sie nicht nutzen. Investieren Sie massiv in Training, Support und Change-Management.

Dreistufiger Ablaufplan für die Umstellung von Excel auf intelligente ABC-Analyse in 90 Tagen: Datenbasis aufbauen, Pilot-Test durchführen, vollständiger Rollout mit messbaren Verbesserungen.
Abbildung 3: Dreistufiger Ablaufplan für die Umstellung von Excel auf intelligente ABC-Analyse in 90 Tagen: Datenbasis aufbauen, Pilot-Test durchführen, vollständiger Rollout mit messbaren Verbesserungen.

Der Weg nach vorn: Implementierung beginnt mit dem ersten Schritt

Die Transformation zu einer intelligenten ABC-Analyse mag komplex erscheinen, aber sie beginnt mit einfachen Schritten: der ehrlichen Analyse Ihrer aktuellen Blind Spots und der schrittweisen Integration modernerer Bewertungslogik.

Unternehmen wie Mercanis begleiten solche Transformationen täglich – doch der wichtigste Erfolgsfaktor liegt nicht in der Technologie, sondern in der Bereitschaft, gewohnte Denkweisen zu hinterfragen.

Die Frage ist nicht, ob Sie perfekte Systeme haben, sondern ob Sie bereit sind, besser zu werden als gestern.

FAQ

Was ist die klassische ABC-Analyse im Einkauf?
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Die ABC-Analyse ist eine Methode zur Klassifizierung von Materialien, Lieferanten oder Produkten nach ihrem Wertanteil am Gesamtvolumen. Typischerweise werden A-Teile als besonders wertvoll und C-Teile als eher unbedeutend eingestuft.

Warum stößt die klassische ABC-Analyse an ihre Grenzen?
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Traditionelle ABC-Analysen basieren auf starren Kategorien (z. B. 70/20/10). Sie berücksichtigen weder Marktvolatilität noch Risiken wie Lieferkettenstörungen oder Nachhaltigkeitsfaktoren. Dadurch entsteht ein unvollständiges Bild.

Welche Risiken übersieht die klassische Methode besonders häufig?
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  • Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten oder Regionen
  • Volatilität durch Rohstoffpreise, geopolitische Krisen oder Nachfrage-Schwankungen
  • Nachhaltigkeits- und Compliance-Risiken, die heute von Regulatoren und Kunden stärker gefordert werden
Wie verbessert KI die ABC-Analyse?
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KI-gestützte Systeme klassifizieren dynamisch neu und passen Kategorien kontinuierlich an Markt- und Risikodaten an. Zude         m können sie Predictive Analytics einsetzen, um vorherzusagen, welche C-Artikel morgen kritisch für die Produktion werden könnten.

Welche Vorteile bringt eine KI-basierte ABC-Analyse für Unternehmen?
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  • Mehr Transparenz über reale Risiken und Chancen
  • Frühwarnsystem durch Live-Daten und automatische Re-Klassifizierung
  • Bessere Entscheidungen für Einkauf und Supply Chain Management
  • Direkter ROI, da Unternehmen Risiken reduzieren und Einsparpotenziale nutzen
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Über den Autor
Von Fabian Heinrich
Fabian Heinrich
CEO & Co-Founder of Mercanis

Fabian Heinrich ist CEO und Co-Founder von Mercanis. Zuvor war er Mitgründer des Procurement-Unternehmens Scoutbee und machte es zu einem der weltweit führendenAnbieter im Scouting-Bereich mit Niederlassungen in Europa und den USA und mit Kunden wie Siemens, Audi und Unilever. Nach einem Bachelorabschluss sowie einem Master in Accounting and Finance von der Universität St. Gallen durchlief er außerdemStationen bei Deloitte und Rocket Internet SE.

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