Die Anforderungen an den Einkauf haben sich verändert. Kosten und Effizienz reichen längst nicht mehr aus. Heute ist nachhaltige Beschaffung ein geschäftlichen Imperativ entwickelt – getrieben durch Regulierungen, steigende Erwartungen und neue Wettbewerbsdynamiken.
Globale Lieferketten bedeuten globale Verantwortung. Einkaufsentscheidungen wirken sich direkt auf Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensrisiken aus.
Wer Nachhaltigkeit ignoriert, riskiert erhebliche Konsequenzen: Bußgelder, Reputationsverluste, unterbrochene Lieferketten und den Verlust von Investorenzugang, da ESG-Leistung zum entscheidenden Kriterium wird.
Laut dem CDP Global Supply Chain Report 2023 könnten Umweltrisiken Unternehmen in den nächsten fünf Jahren bis zu 120 Milliarden US-Dollar kosten.
Nachhaltige Beschaffung bezeichnet den Prozess des Einkaufs von Waren und Dienstleistungen, bei dem neben Preis, Qualität und Lieferzeit auch ökologische, soziale und ethische Auswirkungen berücksichtigt werden.
Im Zentrum stehen die ESG-Kriterien:
Statt als Zusatzthema wird Nachhaltigkeit bei fortschrittlichen Unternehmen von Anfang an in Entscheidungen integriert – als fester Bestandteil des Beschaffungsprozesses.
Viele Lieferanten präsentieren sich als nachhaltig – doch wie verlässlich sind diese Angaben?
Greenwashing wird zunehmend raffinierter. Ein Unternehmen zeigt ein CO₂-neutral-Label, basiert dieses aber auf fragwürdigen Kompensationen. Ein anderer Anbieter verweist auf moderne ESG-Berichte, während im Hintergrund mit riskanten Subunternehmern gearbeitet wird.
Greenwashing ist zunehmend raffinierter geworden – und stellt für Beschaffungsteams eine reale Herausforderung dar. Ohne ein strukturiertes Bewertungssystem bleiben kritische Risiken oft unerkannt, bis es zu spät ist.
Organisationen mit fortgeschrittener ESG-Strategie setzen auf mehrstufige Lieferantenbewertungen. Diese kombinieren quantitative Metriken mit qualitativen Einschätzungen und setzen auf:
Entscheidend ist nicht nur, wie umfassend die Bewertung ist – sondern ob ihre Ergebnisse konsequent in Entscheidungen einfließen.
Viele Organisationen tun sich schwer damit, Nachhaltigkeit aus dem Projektstatus herauszuholen und operativ in Beschaffungsvorgänge zu integrieren.
Gründe dafür sind oft fragmentierte Systeme, manuelle Datenerhebung oder fehlende Sicht auf Tier-2- und Tier-3-Lieferanten. Die Folge: Nachhaltigkeit wird zum Sonderprozess – nicht zur Routine.
Digitale Beschaffungsplattformen schaffen hier Abhilfe, indem sie ESG-Daten automatisiert erfassen, mit Drittanbieter-Ratings verknüpfen und Entscheidungsprozesse durch Workflow-Automatisierung für Korrekturmaßnahmen effizienter gestalten.
So wird Nachhaltigkeit praktisch umsetzbar und skalierbar, statt zur administrativen Hürde zu werden.
Oft wird angenommen, dass nachhaltige Lösungen automatisch teurer sind. Doch das stimmt nur selten.
Organisationen, die Nachhaltigkeit als Investition betrachten, entdecken:
Energieeinsparungen, geringere Ausfallrisiken, positive Markenwirkung und Innovationspotenzial führen zu echtem Mehrwert.
Studien zeigen, dass ESG-Initiativen positive ROI innerhalb von 12–36 Monaten liefern können.
Laut einer Analyse der NYU Stern School wachsen Produkte mit Nachhaltigkeitsbezug siebenmal schneller als andere.
Fertigungsunternehmen gelingt die Umsetzung oft in drei Stufen:
Phase 1: Schnelle Erfolge realisieren – etwa durch Energieaudits, Abfallreduktion oder Verpackungsoptimierung.
Phase 2: ESG-Kriterien systematisch in Lieferantenentscheidungen integrieren und mit Schulungen begleiten.
Phase 3: Lieferketten transformieren – durch Kreislaufdesign, CO₂-Ziele und Innovationspartnerschaften mit Zulieferern.
So entsteht ein skalierbares System, das ökologische und wirtschaftliche Ziele verbindet.
Mit neuen Standards wie CSRD, LkSG oder ISO 20400 steigt der regulatorische Druck. Für Beschaffungsteams wird es immer schwieriger, den Überblick zu behalten.
Moderne ESG-Tools helfen: Sie verfolgen regulatorische Entwicklungen, verknüpfen Lieferantendaten mit Compliance-Anforderungen und bieten Dokumentenmanagement für Prüfpfade -Zwecke.
Compliance wird damit Teil des Workflows – nicht dessen Hindernis.
Ethische Risiken – wie Menschenrechtsverletzungen oder ausbeuterische Arbeitsbedingungen – bleiben in tiefen Lieferketten oft verborgen.
Viele Unternehmen setzen noch auf punktuelle Audits, die nur oberflächliche Einblicke geben. Doch echte Risiken treten meist in Bereichen mit geringer Sichtbarkeit auf.
Hier setzen neue Technologien an, die über klassische Ansätze hinausgehen.
Künstliche Intelligenz unterstützt Beschaffungsteams bei der frühzeitigen Risikoerkennung, z. B. durch:
Der Einsatz solcher Tools erhöht die Transparenz – und ermöglicht es Unternehmen, ethische Risiken systematisch und proaktiv anzugehen.
Scope-3-Emissionen sind schwer zu erfassen – aber entscheidend für das Gesamtbild.
Die größten Hürden:
Trotzdem zeigen führende Unternehmen, dass Fortschritte möglich sind – durch CO₂-intelligente Beschaffung, gemeinsame Reduktionsziele mit Lieferanten und Integration von Klimazielen in Produktanforderungen.
Wer nachhaltige Beschaffung wirklich implementieren will, braucht eine klare Roadmap.
Startpunkt ist oft eine Reifegradbewertung (z. B. ISO 20400), gefolgt von einem phasenbasierten Umsetzungsplan, passenden Tools, Mitarbeiterschulungen und aktiver Einbindung der Lieferanten.
Zertifizierungen wie CIPS Sustainable Procurement oder ISO 20400 Practitioner helfen, intern Vertrauen aufzubauen und extern Kompetenz zu signalisieren.
Nachhaltige Beschaffung ist nicht länger Kür – sie ist Pflicht und strategische Chance zugleich.
Richtig umgesetzt, senkt sie Risiken, fördert Innovation und steigert die Wettbewerbsfähigkeit.
Es geht nicht nur um weniger Schaden.
Es geht darum, mehr positiven Impact zu erzeugen – für das Unternehmen, die Lieferkette und den Planeten.
Nachhaltige Beschaffung bedeutet, bei Einkaufsentscheidungen neben Preis und Qualität auch ökologische, soziale und ethische Aspekte zu berücksichtigen – entlang der gesamten Lieferkette.
Sie reduziert Risiken wie Reputationsschäden oder Lieferausfälle, stärkt ESG-Compliance und wird zunehmend durch Gesetze, Investorenerwartungen und Marktanforderungen gefordert.
Durch strukturierte Lieferantenbewertungen, digitale Tools zur ESG-Integration, klare Umsetzungsphasen und die Verankerung von Nachhaltigkeit im täglichen Einkaufsprozess